Hühnergott
An
den Stränden der Ostseeküste findet man im Strandgeröll oftmals Feuersteine
aller Größenordnungen mit unregelmäßigen Durchbohrungen. Diese Lochsteine
werden im Volksmund als Hühnergötter bezeichnet. Wie das oder die Löcher in
den Feuerstein kommen ist schnell erklärt. In der frühen Fase der
Feuersteinbildung wurden kalkhaltige Materialien und auch organische Reste
von verschiedenen Organismen eingeschlossen und später durch das Meerwasser
wieder ausgelöst oder ausgewaschen. Oftmals sind diese Feuersteine mit Loch
so ansehnlich, das sie an der Kette getragen einem handwerklich gefertigten
Schmuckstück durchaus Konkurrenz machen können. Wer und wann dazu
veranlasst wurde, diese Lochsteine als Hühnergötter zu bezeichnen kann
heute nur spekulativ nachvollzogen werden. Erstaunlich ist allerdings, dass
der Begriff Hühnergott in keinem vor 1965 erschienenen Wörterbuch vorkommt.
Zur selben Zeit etwa erschien die deutsche Übersetzung eines Romans von
Jewgeni Jewtuschenko aus dem Russischen mit dem Titel „ Kuriny bog „, der
sich nicht anders als „ Hühnergott „ übersetzen lässt. Wenn man aber bei
unserer älteren Generation nachfragt, so hat man schon immer Hühnergott zu
den durchlöcherten Steinen gesagt. So kann man aber auch Geschichten hören,
laut denen auf einer Schnur aufgefädelte Lochsteine in der Nähe von
Hühnerställen aufgehängt den Fuchs durch das Geklapper im Wind abschrecken
soll.
Nachtrag:
Das Wort Hühnergott kommt auch 2003 im Duden, dem
bekanntesten Wörterbuch zu allen Fragen der deutschen Rechtschreibung,
nicht vor.

Diese Laune der Natur wurde
unterhalb des Königstuhls gefunden.
Eine Wurzel fand den Weg durch das
Loch eines Hühnergottes und hatte dann einige Schwierigkeiten mit der
weiteren Entwicklung.